Wir nehmen im Gebet Abschied

von

Erich Daiber

Über alle Grenzen hinweg
und durch die Zeit

sind wir mit dir verbunden.
Wir wissen nicht,
was nach dem Leben kommt;
doch uns bleibt die Liebe,
die das Band nicht zerreißen lässt,
das uns zusammenhält,
über Grenzen, durch die Zeit,
wo immer und wie immer
wir auch sind.

Abschiedsgebet

Lied: Meine Zeit steht in deinen Händen Gl 841, 1. + 3. Str.

Eröffnung

V.: Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes.

A.: Amen.

V.: Gott, der das Leid der Menschen trägt, ist in unserer Mitte.

A.: Amen.

V.: Liebe Angehörige, liebe Trauernde, eine ganze Zeit lang musste Erich mit Krankheit, verschiedenen Leiden kämpfen. Für ihn, für euch als seine Familie, seine Verwandten und Freunde war diese Zeit nicht einfach. Mit anzusehen und auszuhalten, dass es keine Heilung, wohl keine spürbare Besserung mehr gibt, kostet viel Kraft.

Wir glauben, dass Erich nun von seinem Leid befreit ist und bei Gott leben darf, wo es keine Krankheit und keinen Schmerz mehr gibt. Wenden wir uns nun an diesen Gott, der in dieser Stunde mitten unter uns ist.

Kyrie

V.: Herr Jesus Christus, du bist das Licht, das uns in unserer Dunkelheit leuchtet. – Herr, erbarme dich.

A.: Herr, erbarme dich.

V.: Du bist das Licht, das uns Liebe und Wärme verheißt. – Christus, erbarme dich.

A.: Christus, erbarme dich.

V.: Du bist das Licht, auf das wir zugehen. – Herr, erbarme dich.

A.: Herr, erbarme dich.

Eine Tür ist dir geöffnet

V.: Eine Tür ist dir geöffnet, Erich. Du hast dich aufgemacht. Wohin du gehst, erahnen wir nur. Du gehst uns voraus, einen für uns noch verborgenen Weg. Dein Lebensweg mit uns ist zu Ende. Über ganz verschiedene Wege hat er dich geführt. Aber du durftest spüren, dass einer diesen Weg mit dir ging – ER – der Ich-bin-da. Da für dich, da für uns Menschen, mit uns Menschen, in den Menschen, die diese Wege mitgegangen sind. Und den Weg, den du jetzt gehst, diesen Weg kannst du nur ohne uns weitergehen. Du hast unsere Hand losgelassen – doch eine andere Hand empfängt dich. Die Hand Jesu, der von sich sagt: „Ich bin der Weg zum Vater. Er ist diesen Weg auch durch Leid und Tod gegangen – er hat die Tür schon geöffnet und er hat dir die Tür geöffnet. Er ruft dich. Er empfängt dich an dieser gnadenvollen Tür. Sein Licht weist dir den Weg. Ihm darfst du nun dein Leben übergeben, dein Leben als Kind in deiner Familie mit Eltern und Geschwistern, das Leben mit deiner Ehefrau Irmgard, deinen Kindern, Schwiegersöhnen und Enkelkindern, das Leben mit deinen früheren Arbeitskollegen, dein Leben als Sänger im Kirchenchor und dein Leben mit so vielen Freunden und Bekannten innerhalb und außerhalb unserer Dorfgemeinschaft. Du darfst ihm deine Freude, dein Mühen, deinen Schmerz, im Besonderen deinen Schmerz um den frühzeitigen Tod deiner Tochter Waltraud, Gelungenes und dein Versagen übergeben. Er wird alles in seine Hände nehmen, dich aufrichten und dein Leben vollenden. Geh also getrost weiter, ihm entgegen. Er hat dich bei deinem Namen ins Leben gerufen, dich geleitet ein Leben lang und er ruft dich jetzt wieder bei deinem Namen. Er kommt dir entgegen und führt dich zum Ziel, in seine Liebe und Geborgenheit für alle Zeit und Ewigkeit.

Meditative Musik (Orgel )

Gebet

A.: Herr unser Gott,

unser Lebensweg ist geprägt von verschiedenen schönen, aber auch schweren Zeiten. Nicht alles, was passiert, können wir verstehen. Wir stehen vor dir oft mit leeren Händen. Du aber bist treu und begleitest uns auf unseren Wegen, auch wenn wir dich nicht spüren. Lass Erich, der nun von seinem Leid befreit ist, geborgen in deinem Frieden und in deiner Liebe leben. Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn. Amen.

Lesung (Jes. 43, 1-3)

V.: Aus dem Buch des Propheten Jesaja:

So spricht der Herr, der dich erschaffen hat, Jakob, und der dich geformt hat, Israel:

Fürchte dich nicht, denn ich habe dich ausgelöst, ich habe dich beim Namen gerufen, du gehörst zu mir! Wenn du durchs Wasser schreitest, bin ich bei dir, wenn durch Ströme, dann reißen sie dich nicht fort. Wenn du durchs Feuer gehst, wirst du nicht versengt, keine Flamme wird dich verbrennen. Denn ich, der Herr, bin dein Gott, ich der Heilige Israels, bin dein Retter.

Fürbitten

V.: Wir denken an Erich, an die Liebe, die wir durch ihn erfahren haben, an jedes Wort, das wir mit ihm gesprochen haben, an jeden Schritt, den wir mit ihm gegangen sind. Wir glauben, dass ihn diese Liebe jetzt mit Gottes Herrlichkeit verbindet und auch uns alle mit ihm in Ewigkeit verbunden sein lässt. Lasst uns daher unseren Dank und unsere Bitten vor Gott tragen:

A.: Wir danken für alles Gute, das wir durch Erich erfahren durften. Gott, du Geber alles Guten, vergelte du ihm all das und lass ihn ewig bei dir leben.

V.: Rätselhaft und fremd bleibt uns der Tod, und wir spüren nicht nur die Verbindung in die Ewigkeit, sondern ganz schmerzlich auch die Trennung von unserem Leben. So bitten wir für die Familie, alle Angehörigen und Freunde von Erich.

A.: Lass uns nicht einsam zurück. Schenke uns, die wir hier versammelt sind, um Abschied zu nehmen, die richtigen Worte und Gesten, um einander zu trösten. Lass uns deine Liebe spüren, damit wir über den Tod hinausschauen können.

V.: Was wir in diesem Leben über Gott und das Leben bei ihm wissen, ist nur Stückwerk. So bitten wir:

A.: Gott, stärke unseren Glauben und komm uns jetzt mit deiner Liebe entgegen.

V.: Du allein, Gott, kennst uns durch und durch. Du kennst alle guten und weniger guten Seiten unseres Verstorbenen. Du kennst seinen guten Willen, aber auch seine Unvollkommenheiten. So bitten wir:

A.: Gott, unser Vater, vergib ihm seine Schuld, wenn er denn schuldig geworden ist.

V.: Auch wir wollen für alles, was wir an Erich gefehlt haben um Vergebung bitten.

A.: Wir wollen alles, was an menschlicher Schwäche, an Unversöhntheit oder noch unerfüllten Erwartungen zwischen ihm und uns steht, loslassen und in deine Hände, Gott, legen. Mögest du in deiner Barmherzigkeit und Liebe richten, zurechtrichten und aufrichten.

V.: All diese Bitten legen wir nun in das Gebet, das Jesus uns zu beten gelehrt hat:

A.: Vater unser …

AVE MARIA – Wir wissen um den Beistand Mariens.

V.: Auch Maria weiß um unser Leid und unseren Schmerz. Und so geht sie unseren Leidensweg mit. Wir bitten in fünf Ave Marias um ihre Hilfe.

(Jedes „Gegrüßet seist du Maria wird einmal gebetet)

Gegrüßet seist du Maria, … Jesus, der für Erich das Tor zum Paradies geöffnet hat

Gegrüßet seist du Maria, … Jesus, der alles in seinen Händen hält

Gegrüßet seist du Maria …  Jesus, der uns in Liebe annimmt

Gegrüßet seist du Maria …  Jesus, der um unsere Trauer weiß

Gegrüßet seist du Maria …  Jesus, der alles zum Guten wendet

Lied: Du hast ganz leis mich beim Namen genannt

Erinnerung und Ausblick

V.: In seinem Leben hat Erich viel mit Holz gearbeitet, vielen Menschen mit seinen gefertigten Gegenständen eine Freude gemacht. Auch war er oft mit vielen Freunden im Gebirge bei Wanderungen unterwegs.

Ein Text von Jörg Zink ist mir dabei in den Sinn gekommen. Mögen uns diese Gedanken vielleicht ein Stück weit auch Trost und Hoffnung schenken.

                  

„Auf einer Wanderung stand ich vor einem Baum, in den eine Christusfigur eingewachsen war. Vor hundert Jahren oder mehr hatte jemand ein Kruzifix an dem Stamm befestigt. Nun wächst der Baum und schließt die Figur ein. Unmerklich wächst der Baum um sie herum. Die offene Stelle wird eines Tages ganz zusammengewachsen sein, und am Ende ist der Baum wieder unversehrt. Aber Christus ist ihn ihm.

Ich denke an dich, wenn ich das Bild anschaue. Unsere Lieben wachsen, wenn sie gegangen sind, in uns hinein, werden ein Teil von uns. Geben uns ihre Liebe und Kraft, und am Ende bewahren wir sie unsichtbar in uns.

Das gilt auch von Christus. Wir empfangen sein Leben, indem er in uns hineinwächst, und am Ende sind wir in seine Gestalt verwandelt. Am Ende ist er in uns und vollendet uns zu dem Bild, nach dem wir geschaffen sind.“

V.: Mit diesen Erinnerungen und Gedanken bitten wir nun um Gottes Segen.

Segen

V.: Gott segne deine Augen, dass du weinen kannst und nicht in der Kälte deiner Trauer erstarrst.

Gott segne deine Begegnungen, dass du Menschen findest, die dir geduldig und verstehend zuhören.

Gott segne deinen Mund, dass du Worte findest für deine Trauer und deinen Schmerz.

Gott segne deine Schritte, dass du einen Weg findest in ein neues Leben.

Gott segne dein Herz, dass deine Erinnerung wie ein Nest wird, in dem du dich bergen kannst.

Gott segne dich, damit dein Glaube nicht zerbricht und deine Hoffnung wächst.

In dieser Gewissheit segne uns der treue Gott, der Vater, der Sohn und der Heilige Geist.

A.: Amen.

V.: Herr gib ihm die ewige Ruhe.

A.: Und das ewige Licht leuchte ihm. Amen.

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